
85. Jahrestag der Deportation der Juden aus Baden, der Pfalz und Saarland ins Internierungslager Gurs am 22.10.1940
„Stiefmütterchen statt Vergissmeinnicht – was mit vielen Synagogen geschah, am Beispiel Müllheim im Markgräflerland“ – Dokumentarfilm von Kerstin Pommerenke
In Müllheim ließ man dreißig Jahre nach der Verwüstung in der Reichspogromnacht 1938 das jüdische Synagogengebäude abreißen. Auf dem frei gewordenen Gelände in der Hauptstraße baute man einen Parkplatz. Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde und als Erinnerung an die Synagoge steht in einer Ecke des Platzes seit 1973 ein Gedenkstein.
Wie kam es zu dem späten Abriss 1968? Was waren die Umstände und die Stimmung in Müllheim damals? Gab es ein Bewusstsein über die politische und gesellschaftliche Bedeutung und Tragweite des Abbruchs? Wie öffentlich wurden die Abrisspläne gemacht und besprochen? Wie war die örtliche Berichterstattung?
Protokolle des Gemeinderats aus der Nachkriegszeit, der Schriftverkehr der Stadt Müllheim mit dem Oberrat der Israeliten in Karlsruhe und jüdischen Interessenten, die das Gebäude erhalten wollten, geben teilweise Antworten auf diese Fragen.
Ebenso versucht der Künstler Bernd Völkle, der in den sechziger Jahren sein Atelier in der ehemaligen Synagoge hatte, Antworten zu geben. Er erzählt aus seinen Erinnerungen mit Fotos und Filmaufnahmen aus seinem Privatarchiv.
Der Film thematisiert behutsam die Auseinandersetzung mit dem jüdischen Erbe in Müllheim. Denn neben dem Abriss der Synagoge gab es auch konstruktive Ansätze mit der jüdischen Vergangenheit Müllheims umzugehen: Errichtung eines Gedenksteins auf dem Jüdischen Friedhof 1987, Einladung der Holocaustüberlebenden 1987 und die Verlegung von Stolpersteine 2006.
Weitere Weggefährten, Historiker und Stadtarchivar Dirschka begleiten die Filmemacherin auf ihrer Spurensuche. Dies macht den Film zu einem wertvollen Beitrag zur Stadtgeschichte, welcher die Erinnerung an die jüdische Gemeinde wieder lebendig werden lässt.
Kerstin Pommerenke, seit 2016 in ihrer Heimatstadt Müllheim tätig, ist mit diesem Film ein eindrückliches und eindringliches Plädoyer für einen konkreten Erinnerungsort an die ehemalige jüdische Gemeinde gelungen.
Einführung und Gespräch mit dem Publikum:
- Kerstin Pommerenke, Regisseurin des Films
- François Blum, Vorsitzender des Nachkommen, Verwandte und Freunde der Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Freiburg in der Vorkriegszeit e.V.
ANMELDUNG unter: bfsrk@jg-fr.org mit info@jf-fr.de in CC
EINTRITT kostenfrei, Spenden erbeten