Text und Fotos: Roswitha Strüber

Die Farben Weiß und Blau bestimmten am Donnerstag, den 13. Mai 2021 den Platz vor der Neuen Synagoge in der Engelstraße in Freiburg. Zahlreiche Menschen mit kleinen und großen Israelfahnen hatten sich versammelt, um ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit zu setzen. Die israelitische Gemeinde und die „Aktion Shalom“ hatten gemeinsam zu einem Marsch eingeladen, der von der Neuen Synagoge durch die Kaiser-Joseph-Straße bis zum Gedenkbrunnen auf dem Platz der Alten Synagoge führte. Bevor der Demonstrationszug an der Synagoge startete, begrüßte Irina Katz, Vorstandsvorsitzende der israelischen Gemeinde, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bedankte sich bei ihnen für die Unterstützung der Kundgebung. Ralf Klinger, Initiator der Freiburger „Marsch des Lebens“ – Gruppe informierte kurz über die Geschichte der Bewegung und ihre Zielsetzung.

Den Demonstrationszug durch Freiburgs Hauptgeschäftsstraße, dem sich über zweihundert Personen mit Fahnen und Plakaten einreihten, führten die Veranstalter und Kantor Moshe Hayoun an. Elik Roitstein begleitete sie mit seinem Akkordeon-Spiel.

Am Gedenkbrunnen, der in seiner Form den Umrisslinien der 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannten Alten Synagoge entspricht, begann die Kundgebung mit Musik, Gesang, einer Tanzperformance des tief berührenden Lieds der Moorsoldaten und gesungenen Psalmtexten von Kantor Moshe Hayoun.

In ihrer Eingangsrede wies Irina Katz auf die Gleichgültigkeit hin und die Scheu, die Stimme zu erheben. Sie sind der Nährboden für antidemokratische, totalitäre  Kräfte. Wörtlich fuhr die Vorstandsvorsitzende fort: „Das Schweigen der großen Bevölkerungsmehrheit im Dritten Reich war die Voraussetzung für die millionenfachen Verbrechen, die die Nazis an den Juden verübt haben. Es machte den Holocaust erst möglich. Wenn wir heute, 76 Jahre später und mit dem Wissen um den Wahnsinn des Naziterrors, erneut in Deutschland und Europa einen wachsenden Antisemitismus feststellen, so ist es höchste Zeit, alle demokratischen Kräfte zu bündeln und in Gemeinsamkeit der neuerlichen Bedrohung zu begegnen.“

Vehement kritisierte Katz das Vorhaben der Bewegung „Palästina spricht“, Protest-Kampagnen am Gedenkbrunnen zu organisieren. „Bei dieser Art von Veranstaltung“, so Katz, „handelt es sich um politische Propaganda-Agitationen, die die Würde der jüdischen Opfer des Naziterrors zutiefst verletzen. Mit dem Mahnmal erinnern jüdische wie nichtjüdische Bürgerinnen und Bürger der Stadt an das vielfältige Leid, das ihren Freiburger Mitbürgerinnen und Mitbürgern von den Nationalsozialisten angetan wurde. Erinnerungsorte sollten vor einer politischen Vereinnahmung geschützt sein.“ Großer unterstützender Applaus der Veranstaltungsteilnehmer und –innen bestätigten die Worte der Vorstandsvorsitzenden.