Totengedenken für die gefallenen jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg

Gedenkkranz

Mit dem Volkstrauertag wurde in Deutschland ein Gedenktag eingerichtet, der der Erinnerung an die gefallenen Soldaten und aller Kriegsopfer im Ersten Weltkrieg gewidmet ist. Die Israelitische Gemeinde Freiburg hatte deshalb am Sonntagmittag d. 15. November 2020 auf den Alten Jüdischen Friedhof an der Elsässerstraße eingeladen, um vor dem Denkmal für kriegsgefallene jüdische Soldaten an die Kriegsopfer zu erinnern.

Gemeinde an Gedenkstaette
Mann spricht an Gedenkstaette
Mann spricht
Mann spricht an Gedenkstaette

In ihrer Begrüßung zeigte sich die Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Gemeinde Irina Katz zufrieden darüber, dass seit wenigen Jahren bei der jährlichen offiziellen Gedenkveranstaltung der Stadt Freiburg auf dem Hauptfriedhof nun explizit auch die gefallenen jüdischen Soldaten erwähnt und mit in das Gedenken einbezogen werden. Als Vertreter der Stadt Freiburg wollte Stadtrat Bernhard Schätzle in seinem Grußwort das Gedenken nicht nur auf den Tod der für ihr Vaterland gestorbenen jüdischen Soldaten beschränkt wissen, sondern vielmehr ausweiten und auch den Blick auf die staatsbürgerschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Verdienste jüdischer Mitbürger während der Kaiserzeit richten. Die jüdischen Mitbürger hätten nicht nur als Soldaten dem Vaterland gedient und ihr Leben geopfert, sondern zuvor auch als Staatsbürger das gesellschaftliche Leben in hohem Maße mitentwickelt. Johannes Reiner, ehemaliger Oberstleutnant der Bundeswehr, richtete in seiner Ansprache ebenfalls das Augenmerk auf die Bereitschaft der jüdischen Menschen im Kaiserreich, sich in die Staatsgesellschaft einzubringen und sich zu engagieren, bis zur letzten Konsequenz. Reiner wörtlich: „Diese Bereitschaft hatte ihren Grund in der Gleichstellung jüdischer Bürger1862 mit dem Emanzipationsgesetz von Baden. Nach hunderten von Jahren des Auf und Ab jüdischen Lebens in Deutschland war endlich ein kontinuierliches Aufblühen der jüdischen Kultur in Deutschland möglich. Am Erstarken des wirtschaftlichen wie ganz besonders des kulturellen Lebens in Deutschland hatten Menschen jüdischen Glaubens Kraft ihres Könnens, ihrer frei gewordenen Energie und ihres kreativen Wirkens einen nicht unerheblichen Anteil am zunehmenden Wohlstand des deutschen Kaiserreiches. Viele Schlüsselpositionen im deutschen Reich wurden von Juden ausgeübt. Juden wurden deutsche Patrioten, die dunklen Seiten der jüdischen Geschichte davor war fast vergessen. Deutschland war ihnen zur verteidigungswürdigen Heimat geworden.“ Reiner schloss mit den Worten: „In tiefer Trauer und mit Respekt verneige ich mich vor den gefallenen Kameraden und Nachkommen, verbunden mit der Hoffnung, dass sich diese Ereignisse nie wiederholen. Wir haben es in der Hand.“ 

Mann spricht an Gedenkstaette
Frau spricht an Gedenkstaette
Mann spricht an Gedenkstaette
Rabbi spricht

Nach weiteren kurzen Wortbeiträgen von Veronika Hoffmann von der Schalom-Bewegung und Felix Rottberger verlas die Vorsitzende Irina Katz die Namen der 25 gefallenen Soldaten, die auf dem Mahnmal verewigt sind. Zum Schluss betete Kantor Moshe Hayoun die Gebete Kaddisch und El male rachamim, nicht ohne ausdrücklich auch die Opfer des Zweiten Weltkriegs miteinzubeziehen.